Ich sitze im Moment auf unserer Dachterrasse, mit dem vermeindlichen Blick auf den Tejo und hinter mir schnorchelt die Rakete nach einem sehr harten Tag, voller Eindrücken, sportlicher Aktivitäten und vielen „Olá bebé“s, die sie heute über sich ergehen lassen musste. Eigentlich hat sie diese Tätscheleien an den Füßen, an den Händen und naja, wenn es sein musste im Gesicht ohne Murren über sich ergehen lassen, doch heute war alles anders. Sorry, die kleine Rakete läuft seit zwei Tagen und ist jetzt schon groß – unter keinen Umständen will sie von irgendwelchen Typen angequatscht werden. Dabei meinte es der Security-Mann im Supermarkt wirklich nur nett und hat von seinem eigenen Sohn erzählt, der jetzt ein Jahr alt wird. Vielleicht fühlte sich die Rakete auch im „Der will mich verkuppeln“-Modus und setzte deshalb auf einmal ein verdutztes Gesicht auf, das ich so nicht von ihr kenne.
Hitzeterror
Seit der Papa arbeitet sind wir alleine unterwegs. Heute schon Tag Nummer vier, ohne Papa. Am Wochenende hat Papa frei, zum Glück und jetzt müssen wir nur noch diese Woche durchhalten, dann verbringen wir die restlichen eineinhalb Wochen wieder als komplette Familie. Es klingt dramatischer als es ist. In Wirklichkeit arbeitet Mathias in unserer winzigen Wohnung, direkt angrenzend zum Wohnzimmer, in dem wir uns die meiste Zeit aufhalten und die Rakete hat, wenn sie möchte, den ganzen Tag beide Eltern um sich rum. Allerdings ist es uns zu langweilig, die ganze Zeit auf 10 m² zu hausen, noch dazu bei 30 Grad und das unterm Dach.
Erkundungstour
Heute ging es deshalb ein bisschen das Viertel erkunden. Über die Metro-Station Rato ging es die Rua da Escola Politécnica entlang, in Richtung Baixa. Der Jardim Botanico musste leider auf der Strecke bleiben, weil die Rakete leider nicht ganz so architekturverliebt ist, wie ihre Mutter und alles etwas langweilig fand. Hier ist das Film- und Kinoviertel, also verwundert es nicht, das es hier auch das eine oder andere Museum, Filmteam usw. gibt. Die Hitze war für die Rakete nichts, also erbarmte ich mich und bog in die erstbeste Straße in Richtung „Heimat“ ein. Es stellte sich dann heraus, dass die Rue do Monte Olivete eine wirklich hübsche Straße ist, die direkt auf einen Platz zu führt, der Praca das Flores. Ein Platz mit sehr schönen Cafés, Restaurants und eins werden wir die nächsten Tage mal testen, das „Largo ao Tacho“. Ganz unaufgeregt, etwas versteckt, aber total schön sah das aus. Ich bin sehr gespannt.
Bergsteigen deluxe
Es gab keine andere Möglichkeit schnell nach Estrela zu kommen, also musste ich diesen unfassbar steilen Berg erklimmen. Ich dachte zwischenzeitlich, ich bleib einfach stehen und irgendwer wird mich schon abholen. Doch Pustekuchen, die Rakete feuerte mich an und ich schaffte es völlig fertig zum Seiteneingang des Jardim da Estrela. Belohnt wurde die ganze Plagerei durch einen Pfau, der es sich auf dem Klohäuschen, direkt gegenüber vom Spielplatz bequem machte.